„Wer in der Lüneburger Heide aufwächst, muss Arno Schmidt kennen!“
Das ist jedenfalls die Überzeugung der Stiftung, die in Bargfeld, Gemeinde Eldingen, Arno Schmidts ehemaliges Wohnhaus als Gedenkstätte betreibt, sein Andenken pflegt und seinen Nachlass verwaltet. Schmidt (1914-1979), einer der bedeutendsten deutschen Nachkriegsautoren, gilt als schwer zu lesen und ist daher nicht oft Schullektüre. In diesem Schuljahr wagte sich aber ein Deutsch-Leistungskurs des 13. Jahrgangs am Christian-Gymnasium Hermannsburg an den Kurzroman „Schwarze Spiegel“ und verband die Lektüre mit einem Besuch in Bargfeld.
Arno Schmidt lebte rund zwanzig Jahre in Bargfeld. Er liebte die Landschaft der Lüneburger Heide und ließ sich ungern beim Schreiben stören, insofern war das abgelegene Dörfchen ein idealer Standort für ihn. In seinem winzigen Wohnhaus im Originalstil der 60er und 70er Jahre kann man noch heute sehen, dass sein Alltag komplett der Arbeit untergeordnet war: Es gab mehr Platz für die Bücher als für die Menschen, sein Gartentor war stets mit einer Kette verschlossen, und aus den Fenstern der Schreibstube im Obergeschoss hatte er einen weiten Blick über Wiesen und Felder. Sein Grab befindet sich im Garten unter einem Heidefindling. Durch das Haus und über das Gelände führte die Literaturwissenschaftlerin Nina Wittemer von der Arno Schmidt-Stiftung die elf Schülerinnen. Besonders beeindruckend war eine frühe Faksimile-Ausgabe von Schmidts Hauptwerk „Zettel’s Traum“ – im DIN A3-Format, dreispaltig getippt auf einer Schreibmaschine, wie sie im Arbeitszimmer zu besichtigen ist, mit handschriftlichen Korrekturen des Autors.
Die Arno-Schmidt-Gedenkstätte ist aber nicht die einzige kulturelle Attraktion in Bargfeld. Einen kleinen Spaziergang entfernt gibt es noch das Antiquariat „Das Bücherhaus“, naturgemäß mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Arno Schmidt. Hier stellte der Antiquar Hermann Wiedenroth seinen Beruf und einige besondere Bücher vor – seine Leidenschaft für Gedrucktes hat etwas unmittelbar Ansteckendes, auch (oder gerade) in Zeiten von E-Books und Internet.
Anschließend gab es noch eine kurze Lesung aus „Schwarze Spiegel“. Sätze wie die folgenden können die Schülerinnen jetzt ganz konkret verorten: „Mond: als stiller Steinbuckel im rauhen Wolkenmoor. Schwarze Spiegel lagen viel umher; Zweige forkelten mein Gesicht und troffen hastig. ‚Hat viel geregnet‘ heißts wohl auf Einfachdeutsch.“ (Mit den schwarzen Spiegeln sind übrigens die Wasserpfützen gemeint, die nach einem Regenguss die Landschaft überziehen.) Mit neuen Perspektiven auf das Werk und spannenden Einblicken in das Leben des außergewöhnlichen Dichters machte sich der Kurs auf den Weg zurück nach Hermannsburg – und manches Mitglied der Reisegruppe hat bereits angekündigt, dass dies nicht der letzte Besuch in Bargfeld gewesen ist.


